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Berlin, Berlin - wir fahren nach Berlin! - Teil 2

08.11.2025

Fortsetzung des Berlinberichts:

Mittwoch, 01.10.2025: Ausstellung Topographie des Terrors und Besuch der Gedenkstätte
Stasi-Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen
Am Vormittag besuchten wir die Gedenkstätte Topographie des Terrors in Berlin. Während der Führung erfuhren wir viel über den nationalsozialistischen Terrorapparat und die Verfolgungssysteme der Gestapo und SS. Besonders eindrücklich war es, Originaldokumente und Briefe zu lesen, in denen Menschen ihre Freunde oder Nachbarn verraten hatten. Diese Texte verdeutlichten, wie Misstrauen und Angst damals das Leben vieler Menschen bestimmten. Der Standort der Gedenkstätte wurde bewusst gewählt, da sich hier während der NS-Zeit die Zentrale der Gestapo, der SS und des Reichssicherheits­hauptamts befand. Heute zeigt die Ausstellung an diesem historischen Ort zahlreiche Fotos, Dokumente, Tonaufnahmen und Filme, die das Ausmaß der nationalsozialistischen Verbrechen verdeutlichen. Der Besuch regte uns dazu an, intensiv über die Vergangenheit nachzudenken und Lehren daraus für die Gegenwart zu ziehen. Es war eine eindrucksvolle Erfahrung, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Am Nachmittag besuchten wir die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Sie handelt von einem historischen Untersuchungsgefängnis, in dem politische Gefangene, also von der Gründung der Stasi 1950 bis zur Wende 1989/1990, festgehalten wurden. Nach der Wende wurden Teile der Geschichte öffentlich gemacht, und rund 41 Millionen Stasi-Akten veröffentlicht, durch die wir heute Einblicke in die Aktenführung und Verfolgung der damaligen Zeit bekommen.

Als erstes wurden wir durch das alte Gebäude geführt. Hier bestand die Einrichtung aus Zellen und Unterbringungen – zum Beispiel einer Zelle für fünf Personen, in der es kein Tageslicht gab und somit das Zeitgefühl komplett verloren ging. In diesen Zellen kam es durch mangelnde Hygiene und Exkremente häufig zu schweren Krankheiten. Knie-, Steh-, Wasser- und Hitzezellen dienten als Form der Freiheitsbeschränkung und Folterung, um den Willen durch körperliche Schmerzen zu brechen.

Als nächstes haben wir einen Einblick in den Bau des neuen Gebäudes bekommen. Dieser war in einen Zellentrakt und einen Vernehmungstrakt aufgeteilt. Hier wurden die Lebensumstände für die Insassen menschenwürdiger. Die Zellen besaßen nun getrübte Fenster, Wasser, Klo und Betten. Es gab keinen eigenen Speisesaal, und große Duschräume fehlten teils. Zudem hatten die Häftlinge keinen Hofgang.

Zuletzt wurde uns noch erklärt, dass im Bereich Arbeit und Ausbildung die Wärter vorbereitet wurden: Psychologie sollte helfen, besser mit den Gefangenen umzugehen, und es gab wochenlange Vorarbeiten für Akten und Verhöre. Alltägliche Verhöre fanden im Vernehmungsbereich statt – manchmal bestanden die Verhöre aus Teildialogen, bei denen keine klassische Frage-Antwort-Struktur da war, sondern psychologische Spielchen, wie das Lesen einer Zeitung statt gezielter Fragen. Vernehmungen konnten auch psychisch belastend sein, etwa durch Schlafentzug. Schlafen war nur auf dem Rücken möglich, wenn die Arme neben dem Körper lagen – sonst wurden die Gefangenen von den Wärtern geweckt. Die Prozesse und Befragungen endeten meistens mit erzwungenen Geständnissen, oft durch Gerichtsverfahren, und die meisten Urteile führten in kriminelle Gefängnisse oder Zwangsarbeit.

Heute dient Hohenschönhausen als Lern- und Mahnort. Besucherinnen und Besucher können sich mit Methoden von Angst, Isolation und psychischem Druck auseinandersetzen, die dazu dienten, Gefangene zu beeinflussen, zu brechen oder zu kontrollieren. Die Ausstellung zeigt außerdem das Alltags- und Arbeitsleben der Wärter und die Aufsicht. Der Ort dient als Erinnerung an die damalige Politik und regt zum Nachdenken über Fragen der Gerechtigkeit und Wiedergutmachung an.

Nach einem anstrengenden Tag haben wir alle gemeinsam in der Monkey-Rooftop-Bar den Blick über Berlin bei Nacht genossen.

Donnerstag, 02.10.2025: Rückfahrt und Ankunft in Stuttgart
Müde, aber voller Eindrücke und toller Erlebnisse sind wir nach langer ICE-Fahrt am Abend wieder in Stuttgart angekommen.

Was wir mitnehmen: Die Fahrt bot eine intensive Auseinandersetzung mit den gegensätzlichen Polen Demokratie und Diktatur in Deutschland im Laufe der Geschichte. Durch historische Lernorte, persönliche Gespräche und professionelle Führungen konnten wir neue Perspektiven gewinnen, unser Verständnis von Demokratie vertiefen und die Überzeugung für ein Engagement für die Demokratie entwickeln.

Bericht Schülerinnen und Schüler 3BM01T & 3BM02T